Kaum ist die Sonne (und auch der Mond) in das lernbegeisterte Zeichen Zwillinge gewechselt, habe ich das Bedürfnis, psychologisch-astrologisches Wissen zu verbreiten. Da ich kürzlich einen sehr interessanten Dialog mit meinem Patron und sehr geschätzten Kollegen Martin Trosbach für seinen YouTube-Kanal AD ASTRA zum Thema "Aspekte" aufgenommen habe (siehe Video unten), wollte ich gerne hier ein paar weitere Ausführungen aus psychologisch-astrologischer Sicht dazu machen. Aspekte in einem Horoskop beschreiben die Verhältnisse von Planeten oder anderen wichtigen Faktoren zueinander. Grundsätzlich handelt es sich dabei um mathematische Winkelbeziehungen, da das Horoskop ein Kreis mit 360° ist. Je nachdem, in welchem Winkel die Planeten zueinander stehen, "vertragen" sie sich mehr oder weniger gut miteinander, was damit zusammenhängt, dass sich bestimmte Tierkreiszeichen - die jeweils 30° des "Horoskopkreises" einnehmen - untereinander mehr oder weniger gut miteinander "vertragen". In meinen Ausführungen möchte ich mich auf die sogenannten "Hauptaspekte", nämlich Konjunktion, Sextil, Quadrat, Trigon und Opposition konzentrieren, jedoch auch ein paar sogenannte "Nebenaspekte", v.a. das Quinkunx, erwähnen. Dabei beziehe ich mich auch auf das Buch "Schlüsselworte zur Astrologie", welches ich in meinem Dialog mit Martin kurz vorgestellt habe. In diesem Buch werden Horoskopdeutungen sehr anschaulich erläutert, u.a. mit einem "Bilderschlüssel zum Horoskop", in dem die Planeten als Charaktere beschrieben werden, die einem "Stamm" (= Tierkreiszeichen) angehören und an bestimmten "Schauplätzen" (= Häuser) in einem bestimmten "Verhältnis" (= Aspekte) zueinander stehen. Diese Veranschaulichung von Faktoren im Horoskop war übrigens auch eine wichtige Inspirationsquelle für die Kreation meiner Astro Heroes.
In diesem Video sprechen Martin und ich u.a. über eine Konjunktion zwischen Mond und Saturn, welche an jenem Tag stattfand. Konjunktion bedeutet, dass zwei Planeten - oder andere Faktoren im Horoskop, z.B. der Mondknoten - sehr nah beieinander, idealerweise im selben Zeichen, stehen. In diesem Fall standen Mond und Saturn beide im Zeichen Fische. Während die klassischen Astrologen meist alle Planeten, die im selben Tierkreiszeichen standen, in Bezug zueinander setzten, werten die modernen Astrolog*innen eine Konjunktion nur dann als solche, wenn die Faktoren im Horoskop direkt nebeneinander stehen, also idealerweise mit einem Winkelabstand von 0°. Je nachdem, um welche Faktoren im Horoskop es sich handelt, gibt es eine mehr oder weniger große Toleranzgrenze bei diesem Abstand. So ist etwa die Konjunktion eines Planeten wie Saturn mit der Sonne oder dem Mond länger wirksam als eine mit Pluto oder dem Mondknoten. Daher kann es auch vorkommen, dass sich eine Konjunktion in verschiedenen Zeichen ereignet, z.B. an der Zeichengrenze zwischen Fische und Widder. Generell spricht man bei solchen Aspekten, die zwar mathematisch gültig sind, jedoch nicht in den "passenden" Tierkreiszeichen stehen, von einem sogenannten "dissoziierten" Aspekt. Hier scheiden sich bei Astrolog*innen manchmal die Geister, ob solche Aspekte gedeutet werden sollen oder nicht. Ich persönlich deute nur dissoziierte Konjunktionen, da diese, wie es so schön im "Bilderschlüssel zum Horoskop" heißt, Seite an Seite stehen. Wenn ein Planet "an der Seite" eines anderen steht, kann das ohnehin sowohl bereichernd als auch herausfordernd werden, z.B. bei Mond und Saturn, die für Gefühle (Mond) bzw. für Strukturen (Saturn) stehen und damit sehr verschiedene Motive haben. Würde nun z.B. in dieser Konjunktion mit Saturn in Fische der Mond noch im Zeichen Widder stehen, könnten die unterschiedlichen Qualitäten und Elemente der verschiedenen Zeichen in diesem Fall diesen Gegensatz noch deutlicher unterstreichen.
Eine Konjunktion kann also sowohl als "positiv" als auch als "negativ" erlebt werden. Bei den anderen Hauptaspekten gibt es in der Deutung eine recht eindeutige Zuordnung in "harmonische" und "angespannte" Aspekte. Die "harmonischen" Aspekte im Horoskop werden meistens blau eingezeichnet, die "angespannten" Aspekte rot.
Oben sehen sie die "harmonischen" Hauptaspekte. Bei einem Trigon stehen die Horoskopfaktoren in einem 120°-Winkel zueinander und damit im selben Element, also in Feuer, Erde, Luft oder Wasser. Daher harmonieren Planeten im Trigon gut miteinander, sie haben eine ähnliche Art und Weise, zu (re)agieren. Im "Bilderschlüssel zum Horoskop" heißt es, solche Planeten seien miteinander "befreundet". Bei einem Sextil stehen die Planeten in einem 60°-Winkel zueinander, also zwar nicht im selben Element, jedoch in zwei Elementen, die gut miteinander auskommen. Dies sind immer Feuer und Luft bzw. Erde und Wasser, welche einander kreativ oder hilfreich ergänzen können. Im "Bilderschlüssel zum Horoskop" heißt es, dass ein Planet vom anderen "Unterstützung erhält".
Hier sehen Sie die beiden "angespannten" Hauptaspekte. Bei einer Opposition stehen die Planeten in einem 180°-Winkel zueinander und damit exakt einander gegenüber. Die entsprechenden Tierkreiszeichen haben dieselbe Qualität (kardinal, fest oder veränderlich), gehören jedoch unterschiedlichen Elementen an. Grundsätzlich können die Elemente zwar, wie beim Sextil, einander gut ergänzen, jedoch sind ihre Art und Weise zu (re)agieren so gegensätzlich, dass Spannungen entstehen können. Im "Bilderschlüssel zum Horoskop" wird hier von einem "herausfordernden Gegenüber" oder "Gegengewicht" gesprochen. Beim Quadrat stehen die Horoskopfaktoren in einem 90°-Winkel zueinander, wodurch sie unterschiedlichen Elementen angehören, jedoch dieselbe Qualität haben. Allerdings kommen diese einander gerade dadurch oft "in die Quere", da sie durch ihre Qualität sozusagen das gleiche Ziel haben - etwas anstoßen (kardinal), erhalten (fest) oder verändern (veränderlich) -, jedoch durch ihr Element völlig unterschiedliche Mittel dazu einsetzen. Im "Bilderschlüssel zum Horoskop" heißt es, solche Planeten vertragen sich "überhaupt nicht miteinander" - was vielleicht eine etwas zu drastische Formulierung ist.
Zum Schluss noch kurz zu den Nebenaspekten, welche meistens grün im Horoskop eingezeichnet werden: Der bekannteste und auch von Astrolog*innen am häufigsten zusätzlich verwendete ist das sogenannte Quinkunx. Hierbei stehen die Planeten in einem 150°-Winkel zueinander, wodurch sie sowohl unterschiedlichen Elementen als auch verschiedenen Qualitäten angehören. Dadurch entsteht eine Art von Ambivalenz, die eher unbewusst spürbar ist, da sie nicht ganz so deutlich ist wie etwa der Gegensatz einer Opposition. Selbst in meiner psychotherapeutischen Arbeit wurde oft davon gesprochen, dass Patient*innen, die mir als Therapeutin in einer Gruppentherapie im 150°-Winkel gegenüber sitzen, oft die "Schwierigsten" sein könnten. Im "Bilderschlüssel zum Horoskop" heißt es ebenfalls, dass solche Planeten "in einem eher schwierigen Verhältnis" zueinander stehen. Das Quinkunx zeichne ich persönlich übrigens als einzigen der Nebenaspekte gerne lila im Horoskop ein, da ich es in Bezug auf die "harmonischen" und "angespannten" Aspekte als "irgendwo dazwischen" wahrnehme. Man spricht auch manchmal von einem "Suchaspekt". Ein anderer, dem Quinkunx zugeordneter, Nebenaspekt, der manchmal von Astrolog*innen mit gedeutet wird, ist das sogenannte Halbsextil, bei dem die Planeten in einem 30°-Winkel zueinander, also in aufeinander folgenden Tierkreiszeichen, stehen. Wie bereits weiter oben in Bezug auf die "dissoziierte" Konjunktion in verschiedenen Zeichen angedeutet, kann es auch hier durch die unterschiedlichen Elemente und Qualitäten der entsprechenden Tierkreiszeichen zu eher unbewussten Anspannungen kommen. Martin Trosbach beschrieb diesen Winkelabstand als "Windschatten" oder "toten Winkel". Im "Bilderschlüssel zum Horoskop" wird das Halbsextil als Aspekt nicht mit berücksichtigt.
Es gibt noch viele weitere Nebenaspekte, die man bei einer psychologisch-astrologischen Deutung noch mit berücksichtigen könnte, die jedoch eher selten von Astrolog*innen verwendet werden. In meiner Ausbildung habe ich z.B. das Halbquadrat (45°) und das Anderthalbquadrat (135°) kurz kennen gelernt, deren Wirkung meine Ausbildungsleiterin als "ähnlich" der des Quadrats, jedoch auf einer unbewussteren Ebene, beschrieb. Auch vom Quintil (72°) und vom Biquintil (144°) habe ich zumindest schon einmal gehört, doch kann damit persönlich in meinen Deutungen gar nichts anfangen.
Wenn Sie gerne wissen möchten, in welchem Verhältnis Ihre Planeten im Horoskop zueinander stehen und was das bedeuten könnte, können Sie gerne eine psychologisch-astrologische Beratung bei mir in Anspruch nehmen.
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