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Wer betrügt hier wen?

Beratung ohne Bezahlung = ein Ungleichgewicht im Geben und Nehmen
Beratung ohne Bezahlung = ein Ungleichgewicht im Geben und Nehmen

Astrolog*innen werden immer wieder mit dem Vorwurf konfrontiert, ihre "leichtgläubigen" Klient*innen zu betrügen und ihnen das Geld aus der Tasche zu ziehen. Bereits in meinem allerersten Blog-Eintrag berichtete ich über die Anfeindungen, denen ich zu Beginn meiner Online-Präsenz begegnete. Und selbst wenn man sich als Astrolog*in um einen seriösen Auftritt bemüht, wird man meistens in einen Topf mit vermeintlichen Betrüger*innen geworfen. Auch der Titel "DAV geprüfte/r Astrolog*in", der mit einer umfangreichen Ausbildung und Prüfung einhergeht, wird von Astrologie-Gegner*innen belächelt, hier würden "Lügner und Betrüger andere Lügner und Betrüger zertifizieren". Ich möchte nicht bestreiten, dass es unter den Astrolog*innen "schwarze Schafe" geben mag - wie überall, in jedem Beruf! Schade, dass durch eine Minderheit, die möglicherweise aus Machtgier die Ratlosigkeit ihrer Klient*innen für sich ausnutzt, die Astrologie als Beruf so verunglimpft wird.

Doch heute möchte ich über eine andere Art von Betrug berichten, die in unseren Kreisen leider immer wieder vorkommt: Es gibt nämlich auch Klient*innen, die Astrolog*innen wegen ihrer Hilfsbereitschaft ausnutzen und betrügen, indem sie sich z.B. immer wieder Beratungen erschleichen, ohne für die erbrachte Leistung zu bezahlen. Natürlich macht es uns Astrolog*innen Freude, Menschen beraten zu können, doch wir sind nicht bei der Caritas und wollen auch unseren Lebensunterhalt mit dieser Arbeit verdienen. Außerdem käme doch keine/r von uns auf die Idee, eine Rechnung einfach nicht zu bezahlen, sei es nun für einen Handwerker, einen Online-Versandhandel oder für eine andere erbrachte Dienstleistung - oder? Doch das Bezahlen von Rechnungen scheint nicht für jeden Menschen so selbstverständlich zu sein. Tatsächlich gibt es beim Deutschen Astrologen-Verband e.V. eine anonymisierte "schwarze Liste" mit Klient*innen, welche durch Ausnutzung astrologischer Beratungsangebote aufgefallen sind. Leider erfuhr ich von dieser Liste erst hinterher, als ich nach ein paar seriösen ersten Klient*innen einem solchen "Blacklist"-Klienten bereits in die Falle getappt war. Im Folgenden mein Erfahrungsbericht über die vier Phasen dieses Betruges (siehe Grafik oben):

(1) Nach dem Erstgespräch am Telefon, welches sehr angenehm für beide Seiten war, vereinbarten wir für zwei Wochen später den Beratungstermin. Nachdem ich die Rechnung für das Erstgespräch geschickt hatte, fragte mich der Klient per E-Mail, ob er den kompletten Betrag dann für beide Gespräche zusammen bezahlen könne. Kein Problem, dachte ich. Auch das Beratungsgespräch, auf welches sich der Klient bereits sehr freute, und das er am liebsten noch früher gehabt hätte, lief recht gut und zufriedenstellend für beide Seiten. Vermutlich hätte ich jedoch in dieser Phase bereits Verdacht schöpfen sollen...

(2) Und dann wartete ich auf das Geld. Innerhalb der ersten Tage kamen noch zahlreiche weitere E-Mails von dem Klienten, in denen er sich nochmal für die Beratung bedankte und weitere Fragen dazu stellte. Bald fragte er nach einem erneuten Termin zu ein paar anderen Themen, die ihm noch wichtig wären. Doch ich gab ihm zu verstehen, dass ich erst noch auf die Bezahlung der ersten Beratung warte, ehe er einen neuen Termin bekommt. Natürlich, das verstehe er, und er wollte eh erst später wieder einen Termin. Im Übrigen sei das Geld bereits seit einer Woche unterwegs, doch im Moment würde es bei seiner Bank immer sehr lange mit den Überweisungen dauern, er erwarte ebenfalls Geld, von seiner Versicherung...

(3) Eine Woche später, immer noch kein Geld da. Auf meine freundliche Erinnerung und den Hinweis darauf, dass er mir auch einen Nachweis über die rechtzeitige Beauftragung der Überweisung schicken könne, beteuert der Klient wiederum, dass es an seiner Bank liege, er habe sich dort bereits beschwert. Darauf sage ich dem Klienten, dass ich mich gezwungen sehe, ihm bei weiterem Nicht-Eingang des Geldes eine erste Mahnung zu schicken. Und diese schicke ich tatsächlich eine Woche später. Der Klient schiebt die Schuld weiterhin auf seine Bank. Bei der zweiten Mahnung (inklusive Verzugszinsen und Mahngebühr) erzählt er mir, dass er nun wegen Unzufriedenheit die Bank gewechselt habe und die Überweisung erneut tätigen werde, sobald er seine neue Bankkarte habe. Im Übrigen erhielt der Klient alle meine Schreiben per E-Mail, die postalische Version kam zurück an den Absender, weshalb ich auch eine Adressermittlung beauftragte. Und es kommt zu einer dritten Mahnung...

(4) Wie sauer ich inzwischen über die Ausflüchte des Klienten und seine leeren Worte ("Die Überweisung wird in den nächsten Tagen erfolgen.") bin, kann ich kaum beschreiben. In der Zwischenzeit habe ich nicht nur von der "schwarzen Liste" erfahren, sondern meinen Klienten auf dieser auch entdeckt. Etwa zeitgleich mit mir muss er eine/n weitere/n Kolleg*in von mir übers Ohr gehauen haben. Und das in meiner dritten und letzten Mahnung angekündigte Mahnverfahren kann ich nun auch vergessen, da bei der Adressermittlung nichts herauskam. Sehr clever, offenbar war der gute Mann nicht einmal beim Einwohnermeldeamt. Also muss ich mich wohl oder übel geschlagen geben und die Sache auf sich beruhen lassen, quasi in den Mülleimer werfen, bevor ich noch auf weiteren Kosten sitzen bleibe...

Fragehoroskop vom 12.07.2022 um 15:24 Uhr in Bremen (an meine Kursleiterin)
Fragehoroskop vom 12.07.2022 um 15:24 Uhr in Bremen (an meine Kursleiterin)

Dies war auch etwa der Verlauf der Geschichte, den meine Kursleiterin und Kolleginnen im Online-Kurs "Stundenastrologie", an welchem ich zur Weiterbildung teilnehme, aus meiner Frage nach dem weiteren Vorgehen gesehen haben. Mein Wunsch, endlich mein mir zustehendes Geld zu bekommen (Mond im 2. Haus), sowie meine Wut auf den Klienten (AC-Herrscher Mars am Deszendenten) waren in diesem Fragehoroskop (siehe links) ebenso ablesbar wie dass der Klient auf seinem Geld "sitzt" (DC-Herrscherin Venus im 8. Haus als 2. Haus des Klienten). Es könnte sogar sein, dass der Klient sein Geld einfach verpulvert hat (Merkur als Herrscher des 8. Hauses "verbrannt" in Konjunktion zur Sonne). Und der Mann könnte mit Uranus im 7. Haus (also in "seinem" 1. Haus) auch so eigentümlich sein, dass er gar kein Einsehen hat, warum er mich bezahlen solle. Mit dem Mars in dieser Position sollte ich lieber weitere Streitigkeiten und Aggressionen vermeiden...

Mein Erstgespräch am Telefon mit dem Klienten am 10.05.2022 um 8:33 Uhr in Bad Füssing
Mein Erstgespräch am Telefon mit dem Klienten am 10.05.2022 um 8:33 Uhr in Bad Füssing

Die Frage ist, ob ich diesen Betrug nicht schon hätte "vorhersehen" können. In der Radix des Klienten -, welche ich natürlich aus Datenschutzgründen nicht veröffentlichen werde, - war für mich nichts dergleichen erkennbar. Abgesehen davon, selbst wenn es Anzeichen von betrügerischen Tendenzen in der Radix gegeben hätte, gehen wir Astrolog*innen bei der Deutung eines Horoskops ja nicht gleich vom schlimmsten möglichen Fall aus. Und auch das Ereignishoroskop vom Erstkontakt mit dem Klienten (siehe rechts), welches ich ebenfalls im Stundenastrologie-Kurs besprochen hatte, zeigte nur die Bedürftigkeit meines Klienten (AC in Krebs) nach Informationen (AC-Herrscher Mond im 3. Haus) und seine erfragten Themen an. Ich hatte mich durch seine Bedürftigkeit vermutlich zu sehr vereinnahmen lassen, war ganz "bei ihm". Doch der Ablauf dieses Betrugs gleicht, wie in der Grafik oben dargestellt, einer "Rückwärtsreise" durch ein Horoskop: Aus dem Traum (12. Haus) von einer guten Beratung (11. Haus) in meinem gewählten Beruf (10. Haus) wurde eine Erfahrung (9. Haus), bei der das Geld des anderen (8. Haus) bei diesem (7. Haus) verblieb. All die Arbeit (6. Haus) am Horoskop des Klienten in meiner spärlichen Freizeit (5. Haus) von zu Hause aus (4. Haus) und die vielen Nachrichten (3. Haus), die hin- und hergeschickt wurden, gingen letztendlich nur an meine eigenen Ressourcen (2. Haus) und an meine Substanz (1. Haus). Ich werde aus dieser Geschichte meine Lehren ziehen, so wie es wohl schon viele seriös arbeitende Astrolog*innen vor mir tun mussten...

Zum Abschluss mein Rat an beide Seiten:

Liebe Astrolog*innen,

besonders zu Beginn eurer selbständigen Tätigkeit, lasst euch am besten im Voraus bezahlen bzw. geht möglichst wenig in Vorleistung. Viele Kolleg*innen arbeiten wegen der vielen Betrüger*innen inzwischen ausschließlich mit Vorkasse. Ich kenne zwar auch einige, die jedenfalls die Erstgespräche gratis anbieten, doch das muss jede/r für sich selbst entscheiden. Ich persönlich habe nun für mich beschlossen, einfach erst dann einen Beratungstermin anzubieten, wenn für das Erstgespräch bezahlt wurde, ob im Voraus oder auf Rechnung.

Und wenn ihr Mitglied im DAV seid, fragt dort nach der "schwarzen Liste" der zahlungsunwilligen Klient*innen. Meldet solche auch bitte dort!

Liebe Klient*innen,

wenn Sie eine Gratis-Beratung haben möchten, wenden Sie sich bitte an Dienstleister, die dies anbieten, z.B. hier: Gratis-Beratung (astrologie-ausbildung.eu)

Hier habe ich einst mein astrologisches Praktikum quasi "ehrenamtlich" gemacht, doch Achtung: Hier erhält jede/r Klient*in nur einmalig eine Beratung gratis, da dieses Angebot in der Vergangenheit ebenfalls sehr stark ausgenutzt wurde.

Generell werden Listen möglicher zahlungsunwilliger Klient*innen anonymisiert, d.h. nur mit deren Geburtsdaten, geführt. Doch falsche Geburtsdaten anzugeben, würde Ihnen auch nichts nützen, denn dann erhalten Sie vermutlich eine nicht auf Sie persönlich zutreffende Beratung...


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